Unterwegs in den schottischen Highlands
Tag 4 - Von Rowchoish Bothy - Strand bei Ardlui - 10 km
An diesem Morgen krochen wir unausgeschlafen und frierend aus dem Zelt. Wir hatten eine unruhige Nacht hinter uns, da wir durch die gerade scheinende Schlaffläche immer zum Fußende rutschten. Dazu kam noch mittig von uns ein Hügel, durch den Christina an der kalten Außenwand der Zeltes lag.
Es war schwierig, im Hüttenschlafsack und normalem Schlafsack mit Kapuze vergraben, wieder in seine Ausgangsposition zu robben. Dann verrutscht die Kapuze, dann ist das Inlett verdreht, die Hose, in die man mit den Füßen geschlüpft ist, ist im Schlafsackende verschwunden, also Schlafsack öffnen, alles wieder richten und dann wie ein Maikäfer pustend endlich wieder liegen.
Diese Kombination hielt wirklich sehr warm, aber man hat nicht viel Bewegungsfreiheit.
Noch immer im Zelt hockend, machten wir Kaffee und frühstückten. Danach machten wir uns daran, das tägliche Chaos zu bewältigen.
Mit kalten Füßen und eisigen Händen, rollten, stopften und schnürten wir unsere Habseligkeiten grob zusammen.
Langsam kam die Morgensonne hinter der Steinruine hervor und spendete etwas Wärme.
Zum endgültigen Packen und ordentlich Verzurren, gingen wir in die geschützte Bothy.
Wir wünschten, bevor wir losliefen unseren Daheimgebliebenen erst noch per Whatapp schöne Ostern, denn Achja! Heute ist Ostersonntag!
Da die Bothy so beeindruckend war, umrundeten wir sie noch ein Mal und bogen dann auf den Nebenweg ein, der zum Hauptweg führte.
Die Luft in einem mit Morgentau überzogenem Mischwald ist einfach herrlich frisch.
Wir genossen die Ruhe, die Luft und sogar das Wandern.
Unsere Füße waren ausgeruht und alles war schön.
Der untere Weg trifft nach kurzer Strecke wieder auf den oberen, mit Sicherheit besseren Weg und setzt sich oberhalb des Lochs auf einem schmalen Pfad fort.
Wir rasteten kurz um die Füße zu versorgen und um uns den wärmeren Temperaturen anzupassen. Laufen macht warm!
Einige Stücke Land sind mit einem Drahtzaun abgesperrt, damit die wildlebenden Tiere, zum Beispiel hier sind es Ziegen, nicht in dieses Gebiet übertreten.
Wie aus dem Nichts, hinter einer kleinen Kurve, auf einer Anhöhe stand es da. Ein kleiner Holzverschlag. Beim Näherkommen sahen wir die leckersten Dinge, die uns in den letzten Tagen gefehlt hatten. Wasser gab es auch.
Ein typisch schottischer rotbärtiger supernetter Typ namens Mike (er trug sogar ein Namensschild) vertrieb an seinem Stand Snacks, Obst und Getränke. Wir schlugen voll zu, es war ja auch Ostern!
Die Pepsi war als Erstes dran. Gut gelaunt wanderten wir weiter. Die Landschaft war atemberaubend schön und so kamen wir gut gelaunt gut voran.
Uns überholten auch ein paar Mal andere Wanderer, die nur mit Tagesrucksäcken ausgestattet waren, und zollten uns ihren Respekt. Die meisten von ihnen waren auch Deutsche. Sie sind wirklich überall!
Man überholte sich auf der Strecke gegenseitig, erfuhr mal mehr mal weniger über sie.
In Inversnaid, einem kleinen Ort, der eigentlich nur aus einem Hotel bestand, trafen wir die meisten Wanderer wieder. Es war Mittagzeit und wie soll es anders sein, schrien die Mägen nach etwas zu Essen und einer ausgiebigen Pause.
Außer dem Hotel, das nicht nur Wanderer sondern auch Tagesausflügler anzog, gab es die Falls of Inversnaid. Perfekter geht die Szenerie nicht. Massen des klaren Gebirgswassers, aus dem höhergelegenen Loch Arklet kommend, stürzen über die felsigen Stufen hinab in den Loch Lomond.
Der Hunger war gestillt, die Füße ausgeruht. Es folgte der schwerste Teil der ganzen Route. Ein unwegsamer, schmaler Pfad, entlang der Steilküste zog sich über mehrere Kilometer. Wir schleppten uns über steinige Stufen, über und um umgestürzte Bäume und Felsen, die sich irgendwann mal gelöst haben und dort liegen blieben. Da mussten wir jetzt durch. Schnaufend und am Ende unserer Kräfte, schien dieser Abschnitt doch endlich ein Ende zu haben. Wir folgten ein paar Stufen hinab und waren endlich wieder unten, am Wasser und es war ebenerdig.
Ein Traum! Unserer eigener Strand! Ok, zum Baden zu kalt, aber um den Abend bei wunderbarem Wetter und tollem Sonnenuntergang ausklingen zu lassen, war es perfekt. Es gesellten sich noch 2 Wanderinnen etwas weiter hinten zu uns, aber ansonsten kam keiner mehr.
Es kamen noch Wanderer der Weges, aber die liefen weiter. In circa 1 km kam die berühmte Doune Bothy, die einige wahrscheinlich vor dem Dunkelwerden erreichen wollten.
Wir richteten uns erstmal häuslich ein, Sven filterte Wasser, Christina verrichtete "Hausarbeiten", wie zum Beispiel die Schlafkabine herrichten, Sachen durchwaschen und so aufhängen, dass Wind und Sonne sie noch etwas abtrocknen. Für das Abendessen sucht man sich dann auch alles zusammen, sucht sich das Essen aus, Töpfe herausnehmen, Kocher und Feuerzeug suchen, die Löffel sind meistens auch irgendwo im Rucksack verschwunden.
Da es noch nicht ganz so kalt war, wuschen wir uns dann noch schnell mit Wasser aus dem See. Die kleine Faltschüssel kann man gut zum Transport und als Waschschüssel benutzen. Es war trotzdem kalt!
Die Sonne war untergegangen und der Wind frischte auf. Wir aßen heute mal komplett im Zelt. Da wir ein schönes großes Vorzelt haben, kann Sven vorn auf einem Kissen knien oder sogar auf einem Hocker sitzen und Christina sitzt in der Schlafkabine auf einer Matte.
So ein Essen hält gut warm. So kuschelten wir uns auch an diesem Abend in unsere Schlafsäcke, wälzten noch etwas die Karten und Wanderführer, bis es dann endlich um 20:30 Uhr Zeit zum Schlafen ist.
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